Fett in die Spüle kippen
Dadurch sollte sich zumindest der berühmt-berüchtigte brain drain ein bisschen bremsen lassen. Was diverse Lobbygruppen nun aber propagieren, geht darüber hinaus: Sie wollen das Rohr frei machen, den Strom aber umdrehen -- deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen zurückkommen, aber nur zu ihren Bedingungen, wenn man es ein wenig überspitzt formulieren will.Die Gruppen unterscheiden sich hierbei sowohl in ihrer Zusammensetzung, in ihren Forderungen und auch in ihren Methoden. Die "Kooperation aus Wissenschaft und Wirtschaft" German Scholars Organisation (GSO) scheint nicht nur Lobbyarbeit zu betreiben, sondern bietet auch praktische Rückkehrhilfen an. Ebenfalls praktisch und politisch aktiv ist das German Academic International Network von Deutscher Forschungsgemeinschaft, Deutschem Akademischen Austausch Dienst und der Alexander von Humboldt-Stiftung. Die dritte, vom Handelsblatt-Ableger karriere initiiert, Gruppe "Pro Science", ist bisher lediglich in Form eines Manifests in Erscheinung getreten.
Die Forderungen von Pro Science und GSO will ich hier einmal (in leicht gekürzter Form) gegenüberstellen und kommentieren (sorry für das Layout, Blogger scheint mit Tabellen nicht so ganz zurecht zu kommen):
GSA | Pro Science |
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Auswahl der Besten Weg von: engen Stellenausschreibungen. Hin zu: international offenen Bewerbungsverfahren. Deutschland kann und muss die besten Köpfe der Welt anziehen. Dazu bedarf es internationaler Berufungskomitees mit mehrheitlich externer Besetzung. | Transparente und zügige Berufungsverfahren Zur Sicherung eines echten Wettbewerbs um die besten Köpfe fordern wir, Berufungsverfahren transparenter und nachvollziehbarer zu gestalten sowie die Kandidaten zeitnah über die Entwicklung des Verfahrens zu informieren [...] Zur Beschleunigung von Berufungsverfahren ist den Hochschulen volle Autonomie für die Berufung von Professoren zu geben. |
Hier scheint ja im Wesentlichen Einigkeit zu bestehen. Welches das geeignetste Verfahren wird unter anderem hier diskutiert. | |
Karrierechancen für den Nachwuchs Nachwuchswissenschaftler brauchen eine Lebensperspektive. Vorbild ist | Einrichtung von „tenure track“ : In Anlehnung an das „tenure track“-Verfahren an amerikanischen Universitäten fordern wir daher, Wissenschaftlern, die ihre Stelle durch ein reguläres Berufungsverfahren im offenen Wettbewerb erhalten haben, und die am Ende ihrer befristeten Tätigkeit durch eine internationale Kommission erfolgreich begutachtet werden, eine unbefristete Weiterbeschäftigung zu ermöglichen. |
Auch bei der wohl größten Schwäche der Juniorprofessur gibt es keine Zwietracht, und ich habe auch nichts zu mäkeln. | |
Leistungsgerechter Wettbewerb Forschungsgelder müssen nach Leistung verteilt werden. | |
Dieser Punkt ist einer derjenigen, der bei Pro Science noch recht unausgegoren zu sein scheinen. Allerdings klingt es natürlich sehr verlockend, dass allein durch die gute alte Konkurrenz "automatisch Exzellenzzentren" entstehen... | |
Mehr Forschung Weg von: Frontalunterricht und Bürokratie. Hin zu: zeitgemäßer Lehre, gemeinsamer Forschung. Professoren sollten grundsätzlich mehr Zeit haben zu forschen. Dafür müssen sie von Verwaltungsaufgaben entlastet werden und die Gelegenheit bekommen, sich in der Lehre auf ihr Spezialgebiet zu konzentrieren. Kleine Seminare und Forschungsgruppen sollten Massenvorlesungen ersetzen. Wenige große Seminare sollten didaktisch besser gestaltet werden. | Flexiblere Beschäftigungsstrukturen: Professoren in Deutschland tragen gleichzeitig die Verantwortung für Forschung, Lehre und die Verwaltung der Hochschule. Im angloamerikanischen Raum werden diese Aufgaben flexibler verteilt. Dies ermöglicht den effektiveren Einsatz von Wissenschaftlern entsprechend ihren Fähigkeiten auf den Gebieten Forschung, Lehre und Wissenschaftsmanagement [...] Dabei ist die starre Obergrenze für die Befristung von Arbeitsverträgen sowie die Unkündbarkeit von längerfristig Beschäftigten aufzuheben. |
Hier werden recht unterschiedliche Dinge angesprochen: Die flexiblere Verteilung von Aufgaben (die ich persönlich hier aber nur bedingt erlebe -- der größte Unterschied scheint die geringere Belastung des Personals mit der akademischen Selbstverwaltung zu sein) und längerfristige Beschäftigungsverhältnisse unterhalb der Professur finde ich sehr hilfreich. Auf was die Forderung von Pro Science hinauslaufen soll, ist eher nebulös. Noch nebulöser ist hingegen, warum diejenigen, die Lehre anbieten, didaktisch bessere Lehre in einem offenen Brief an die Politik fordern. | |
Internationalität Professoren muss es an deutschen Hochschulen freigestellt sein, | |
Diese Forderung halte ich für übertrieben. Ich bin wahrlich kein Bewahrer des Deutschtums und mehr englische Lehrveranstaltungen hätten mir sicher nicht geschadet, aber alle Lehrpläne grundsätzlich auf Englisch umzustellen? Soll man ein einem Luhmann- oder Hegel-Seminar dann die englischen Übersetzungen lesen? Oder die Originale lesen, sie dann aber auf Englisch diskutieren? | |
Studiengebühren Moderate Studiengebühren, die den Hochschulen zugute kommen, fördern | Finanzielle Ausstattung ...zügige Umsetzung des |
Dass eine vom Handelsblatt initiierte Gruppierung für | |
Einheitliche Anerkennung akademischer Leistungen Die |
Insgesamt finde ich die GSA-Forderungen deutlich ausgewogener und ausgereifter; außer der Angelegenheit mit den Studiengebühren würde ich die Forderungen voll unterstützen. Abgesehen davon kann man natürlich fragen, warum bei der weitgehenden Einigkeit in den Forderungen Pro Science noch eine eigene Initiative starten musste. Wenn man böswillig wäre, könnten einem ja Dinge wie "PR" oder "Werbung" in den Sinn kommen...
Amelie und der TransatlanTicker schreiben übrigens auch zum Thema.
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