Friday, August 05, 2005

9:10 p.m., Twelve Towns YMCA, Brooklyn, New York

blogging in Brooklyn
Nun sitze ich also bei etwa 35° Celsius (100° Fahrenheit?) in meinem Zimmer, irgendwo tief in Brooklyn. Wie ich dort gelandet bin? -- Nun, dafür muss ich ein wenig ausholen:

Operationen in letzter Minute



Für meine Odyssee scheinen weniger von Göttern verursachte Unglücke charakteristisch zu sein, sondern vielmehr Lösungen in letzter Minute; so auch bei der Frage der Unterkunft. Ich hatte meine Bewerbung für on-campus housing am 9. Juli online übermittelt, seitdem aber nichts mehr gehört. Nach meiner Rückkunft in Welzheim hatte ich endlich die Muse, Energie oder whatever mich nun langsam ernsthaft um eine Unterkunft zu bemühen. Am Montag, dem 1. hatte ich eine Mail an die zuständige Person geschickt und nachdem sie bis Mittwoch noch nichts von sich hatte hören lassen, versuchte ich es per Telefon. Auf diesem Wege erfuhr ich, dass es wohl einige Absagen anderer InteressentInnen gegeben habe und ich bis zum Abend Bescheid bekäme. Obwohl ich mindesten einmal pro Stunde meine Mails checkte, wurden meine Mühen nicht mit einer Nachricht vergolten -- diese traf erst am darauffolgenden Mittag (Ortszeit Ithaca) ein. Und wie oben bereits angedeutet, war es eine Zusage! Ich werde also nun bald stolzer Bewohner eines Vierer-Apartements in Maplewood Lodge sein. Am Montag werde ich den Vertrag unterzeichnen und hoffentlich noch am selben Tag einziehen können.

Nun stellte sich "lediglich" noch das Problem, wo ich bis Montag unterkommen sollte. Ich hatte mich bereits im Vorfeld ein wenig kundig gemacht und G hatte mir auch noch einen Tipp für ein billiges Inn gegeben, allerdings scheint es unmöglich zu sein, kurzfristig an einem Augustwochenende ein (wenigstens annähernd bezahlbares) Zimmer in Ithaca zu bekommen. Entweder die Etablissements waren bereits belegt, der Zimmerpreis schreckte schon von Vornherein von einer Nachfrage ab oder es waren nur noch Zimmer in für mich unbezahlbaren Preisregionen verfügbar (das billigste waren 138 Dollar). Insofern würde ich auf jeden Fall davon abraten, an einem Freitag anzureisen, wenn noch keine Unterkunft gesichert ist. Doch nun: was tun? Es war Donnerstagabend, 21:30 Uhr, und ich hatte noch etwa sechseinhalb Stunden bis ich mich zum Flughafen aufmachen musste. Die rettende Idee war -- wie man sich inzwischen wohl denken kann -- das Wochenende nicht in Ithaca, sondern in New York City zu verbringen. Eine kurze Suche nach Hostels zeigte mir, dass die Übernachtungen dort deutlich billiger zu haben sind und auf das Wochenende in Ithaca kann ich eigentlich auch gerne verzichten. So habe ich also das im wahren Wortsinne erstbeste Hostel gebucht und verbringe hier zwei Nächte für insgesamt 80 Dollar. Ob ich das YMCA empfehle, weiß ich noch nicht so genau. Für 40 Dollar kann man sicher nicht viel erwarten und ich bin in diesen Dingen auch sehr anspruchslos; ich könnte mir aber schon vorstellen, dass es hier nicht jedermanns und -fraus Sache ist. Die Gegend scheint mir eher rough zu sein (was ich mangels Vergleich natürlich nicht
wirklich beurteilen kann), auf der Straße wird gekifft, Motorradfahrer und Jungs mit dicken Autos ziehen ihre Show ab und das YMCA hat etwas von einer Insel in einem unruhigen Meer. Am Sonntagabend werde ich den letzten Bus nach Ithaca nehmen (11 p.m. ab Port Authority), um mir damit eine Übernachtung zu sparen.

Die Passage



Diesen eher praktischen Teil will ich kurz abhandeln: Ich startete um 7:05 Uhr ab Stuttgart nach Kopenhagen, das wir gegen halb neun erreichten. Eigentlich hätte es von dort nach Newark um 12:20 weitergehen sollen, das Flugzeug hatte aber wohl Probleme mit den Flaps, was zu einer Verspätung von über einer Stunde führte. Nach einem recht angenehmen, 7,5-stündigen Flug (das mit dem veganen Essen hat geklappt!) erreichten wir gegen 16 Uhr Newark. Ich war sehr erstaunt, wie schnell die gesamte Abfertigung lief: bereits kurz vor fünf stand ich an der Bushaltestelle zur Penn Station. Der Immigration officer war sehr nett und hat noch Witzchen über mich und "`our beautiful women, that mustn't keep you away from studying or else we're gonna have a problem ..."' gemacht. Was er damit im Klartext sagen wollte: solange man als Studierender gilt, gilt auch das Visum; wenn man nicht mehr die Bedingungen für Studierende erfüllt, muss man innerhalb von 30 Tagen ausreisen. Da man für die Nicht-Einwanderungsprozedur recht lange in der Schlange stehen musste, war das Gepäck in der Zwischenzeit bereits angekommen und ich konnte mir direkt einen Busfahrschein kaufen (13 Dollar). Für die Busfahrt (eigentlich nur etwa 20 Meilen), sollte man einige Zeit einplanen, vor allem, wenn man wie ich zum Berufsverkehr unterwegs ist; ich brauchte bis Penn Station eine knappe Stunde. Wie ich von dort nach Brooklyn gekommen bin, will ich hier nicht ausführen, kann dies aber auf Nachfrage gerne
nachholen.