Saturday, August 20, 2005

Verkehrsregeln

An die hiesigen Verkehrsregeln und -gebräuche muss man sich erst einmal gewöhnen, oder besser: sie erst einmal verstehen -- manches erschließt sich nicht sofort. Als Fußgänger war das alles noch recht überschaubar, aber seitdem ich ein Fahrrad habe, kam ich schon in einige verwirrende Situationen:

Vorfahrt: Das Stop-Zeichen, in mancherlei Kombination, ist hier sehr verbreitet, oft steht es an einer Kreuzung an allen vier Einmündungen. Eigentlich sollte man ja vermuten, dass in solchen einem Falle "rechts vor links" gilt, und laut Gesetz tut es das auch. Die Praxis sieht allerdings deutlich anders aus. Aus meinen bisherigen Beobachtungen induktiv folgernd bin ich zu folgender These gelangt: Die Regel scheint "wer zuerst hält, darf auch zuerst wieder fahren" zu lauten. Man fährt also bis zur Haltelinie, stoppt, und wenn niemand zeitlich vor einem gehalten halt, darf man als nächster fahren. Wenn von allen vier Seiten Autos kommen, darf also rundum nacheinander jeweils ein Wagen die Kreuzung passieren.
An Ampeln gilt übrigens in der Regel die Grüne-Pfeil-Regelung, man darf also auch bei Rot nach einem Stopp rechts abbiegen, wenn es nicht explizit untersagt ist.

Führerschein: Wiederum laut Gesetz ist der deutsche Führerschein in New York uneingeschränkt gültig. Der internationale Führerschein (also ein Beiblatt mit einer Übersetzung des eigentlichen Führerscheins) wird als "nicht notwendig, aber wertvoll" bezeichnet. Vom Erwerb eines NY-Führerscheins wird eher abgeraten und es weniger unkompliziert als in anderen Staaten.

Fußgängerüberwege: An Fußgängerüberwegen muss man wohl eigentlich anhalten, dies geschieht jedoch nur manchmal, einem mir nicht ersichtlichen Muster folgend. Als Fußgänger also Vorsicht! Etwas außerhalb der Innenstädte gibt es oft keine expliziten Fußgängerampeln, aber Knöpfe, die man betätigen kann. Wenn die (Auto-)Ampel dann das nächste mal in der gewünschten Richtung auf "Grün" schaltet, hat man als Fußgänger kurz Zeit, die Straße zu queren. Bei größeren Straßen habe ich mich dabei immer ein wenig unwohl gefühlt ...

Fahrräder: Die allgemeinen Verkehrsregeln gelten grundsätzlich auch für RadfahrerInnen und die Leute scheinen sich auch daran zu halten. Als routinierter Berlin-Radfahrer muss ich mich daran erst einmal gewöhnen -- ich komme mir immer etwas albern vor, an einer gut einsehbaren, freien Kreuzung wegen eines Stop-Schildes anzuhalten. In Cornell "muss" man sein Rad übrigens registrieren, was kostenlos und im Falle eines Diebstahls sicherlich hilfreich ist . Wenn ich es recht verstanden habe, müsste man Fahrräder in Ithaca eigentlich auch noch einmal registrieren, was wohl $1,50 kostet. Fahrradwege gibt es in der Stadt und auf dem Campus teilweise, sie sind aber eher schmal und im mittelmäßigen Zustand. Autofahrer verhalten sich Radlerinnen und Radlern gegenüber halbwegs okay, aber nur solange man alle Regeln einhält.

Zum Schluss noch eine etwas abseitige Betrachtung: Geesa und ich haben festgestellt, dass die Verkehrsschilder hier zum einen in der Regel sehr viel mehr Text beinhalten und zum anderen eine weniger nüchterne Ästhetik haben als deutsche. Was das bedeutet? -- Keine Ahnung.