NYC Bits III: Das MoMA
Einen Besuch im
Museum of Modern Art hatte ich fest im Programm eingeplant, da ich von der
Berliner MoMA-Ausstellung ziemlich begeistert war. Angesichts sehr deftiger Eintrittspreise (20/12$) wollte ich das Angebot des
FreeFriday nutzen, an dem man zwischen vier und acht kostenlos in das Museum kommt. Das Problem dabei ist natürlich, das man nicht die/der Einzige ist, der dieses Angebot nutzen will. So verbrachte ich erst einmal eine gute halbe Stunde in den diversen Warteschlangen, um dann gegen viertel nach fünf endlich in die Ausstellung zu kommen. Dort war es dann entsprechend voll, was den Genuss doch leider deutlich trübte. Ich bin natürlich verwöhnt von Donnerstag-Vormittag-im-
Kunstgewerbemuseum-Berlin oder dem exklusiven Preview der Berliner MoMA-Ausstellung, den ich erleben konnte, aber diese Einsicht hilft auch nicht weiter.
Jenseits dessen -- wenn man das denn so getrennt betrachten kann -- war mein Eindruck zwiespältig. Positiv anzumerken ist die tolle Architektur des Museums und die Vielfalt der Ausstellung (Painting, Drawing, Photography, Design, Architecture, New Media, Sculpture). Die Vielfalt hat allerdings auch die Konsequenz, dass die Breite der einzelnen Bereiche deutlich leidet. So fand ich viele meiner Berliner Favoriten nicht, und in der Fotografie-Ausstellung werden immer nur drei KünstlerInnen mit wenigen Bildern zugleich ausgestellt. Ein anderes Manko ist die meines Erachtens manchmal lieblose oder unsystematische Zusammenstellung der Exponate. Im Design-Bereich waren Designer, Schulen und Gegenstände recht wild zusammengewürfelt, und auch bei den Gemälden konnte ich keine rechte Systematik erkennen.
Insgesamt hatte der zweifelslos tolle Museumsbesuch also einen leicht schalen Nachgeschmack, der sich nicht allein durch die Überfüllung erklären lässt.
PS Wer einen MP3-Player hat, sollte diesen unbedingt vorher
hier mit Material bestücken. Es gibt zwar auch kostenlose Audioguides im Museum, ich fand die Telefonhörer-artigen Geräte aber eher unpraktisch.
NYC Bits II: Fotos

New York ist eine großartige Stadt, um Fotos zu machen! Eine erste Ladung habe ich gerade bei Flickr
hochgeladen; mehr kommt, sobald mein Monatskontingent wieder zurückgesetzt wurde. Ich bin sehr beruhigt, dass man auch mit meinem altem Equipment ganz anständige Fotos machen kann. Was natürlich nicht heißt, dass ich mit einer besseren Kamera nicht noch bessere Resultate erzielen könnte, vor allem bei Innenaufnahmen. Aber das lässt mein Budget wohl für längere Zeit nicht zu :-/
NYC Bits I: Neulich im Buchladen
"NYC Bits? Watn ditte?" -- Ich habe zusammen mit Geesa ein verlängertes Wochenende in NYC verbracht und schreibe nun in der Kurzserie NYC Bits über berichtenswerte Episoden.Ich habe mit Geesa noch darüber gewitzelt, dass in NYC im Gegensatz zu Ithaca ganz sicher nicht die Gefahr bestünde, irgendwelchen Bekannten über den Weg zu laufen. Dies hat sich allerdings in doppelter Hinsicht nicht bewahrheitet: zuerst bin ich bei meinem Besuch im MoMA Robert über den Weg gelaufen, unserem Chauffeur auf der Hinfahrt. Doch damit nicht genug: In der Philosophie-Abteilung von Strand Books (toller Laden!), vernahm ich plötzlich deutsche Stimmen, von denen mir eine irgendwie bekannt vorkam. Ein Blick um die Ecke des nächsten Regals bestätigte dann meine Vermutung: es war Peter Sloterdijk, der mit einem Kollegen in den Büchern stöberte! Zugegebenermaßen hielt sich meine Überraschung in Grenzen, da ich wusste, dass Sloterdijk an diesem Wochenende Keynote-Speaker bei einer Konferenz war. Aber die Wahrscheinlichkeit, ihn zufällig zu treffen, dürfte trotzdem nicht allzu hoch sein.
Wen es übrigens interessiert: gekauft hat er sich The Blank Slate vom unsäglichen Steven Pinker, ein Buch namens The Furies (vermutlich von Arno J. Mayer) und ein drittes Werk von einem bekannten Philosophen, dessen Namen ich aber vergessen habe.
Vielleicht brauche ich doch ein Handy?
Nach dem Lesen
dieser Heise-Newsticker-Meldung, muss ich mir vielleicht doch noch ein Handy zulegen: Der Berliner
Merve-Verlag, der vor allem auf französische Philosophie spezialisiert ist, hat ab sofort Werke von Gilles Deleuze, Paul Virilio, Rainald Goetz und anderen als Download für das Handy
im Angebot. Der Preis beträgt einheitlich drei Euro, was im Vergleich zu verrückten Fröschen, betrunkenen Elchen oder
bekifften Schrödern ein ziemlich gutes Angebot ist. Über die Sinnhaftigkeit von telemobiler Philosophie will ich mich hier nicht weiter äußern...
Der Bücherhimmel
Nieselregen, 7° C, Dämmerung -- das waren die Bedingungen heute morgen um 7:00 Uhr. Dennoch quälte ich mich aus meinen warmen Bett, schwang mich auf mein Fahrrad und fuhr nach Downtown. Warum all diese Unannehmlichkeiten? Es war
Fall Book Sale!
Fall Book Sale in Ithaca bedeutet 250 000 gut sortierte Bände zu sehr guten (Einheits-)Preisen. Einige haben vor der Halle sogar gezeltet und die Schlange, die mich eine halbe Stunde vor Öffnung erwartete, wand sich um zwei Blocks. Dennoch gehörte ich zum ersten Schwung an Menschen, die in die Lagerhalle eingelassen wurden.
Alle Bücher dort sind akribisch nach Sachgebieten bzw. AutorInnen sortiert und die Auswahl ist kein Vergleich zu deutschen Bücherflohmärkten. Ich ergatterte ein sehr französische Auswahl von Deleuze, Derrida, Foucault und Bourdieu, alle in sehr guten Zustand, und zusätzlich noch zwei Thomas Pynchon-Romane. Insgesamt habe ich knapp $25 bezahlt, was ein wirkliches Schäppchen ist!
Book Sales gibt es jeweils zweimal im Jahr, einmal Anfang Oktober und einmal Mitte April. Wahrscheinlich empfiehlt es sich, möglichst früh dort zu sein, da die guten Sachen sehr schnell weg sind.
Fett in die Spüle kippen
Dadurch sollte sich zumindest der berühmt-berüchtigte brain drain ein bisschen bremsen lassen. Was diverse Lobbygruppen nun aber propagieren, geht darüber hinaus: Sie wollen das Rohr frei machen, den Strom aber umdrehen -- deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen zurückkommen, aber nur zu ihren Bedingungen, wenn man es ein wenig überspitzt formulieren will.
Die Gruppen unterscheiden sich hierbei sowohl in ihrer Zusammensetzung, in ihren Forderungen und auch in ihren Methoden. Die "
Kooperation aus Wissenschaft und Wirtschaft"
German Scholars Organisation (GSO) scheint nicht nur Lobbyarbeit zu betreiben, sondern bietet auch praktische Rückkehrhilfen an. Ebenfalls praktisch und politisch aktiv ist das
German Academic International Network von Deutscher Forschungsgemeinschaft, Deutschem Akademischen Austausch Dienst und der Alexander von Humboldt-Stiftung. Die dritte, vom Handelsblatt-Ableger
karriere initiiert, Gruppe "Pro Science", ist bisher lediglich in Form eines
Manifests in Erscheinung getreten.
Die Forderungen von Pro Science und GSO will ich hier einmal (in leicht gekürzter Form) gegenüberstellen und kommentieren (sorry für das Layout, Blogger scheint mit Tabellen nicht so ganz zurecht zu kommen):
GSA | Pro Science |
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Auswahl der Besten
Weg von: engen Stellenausschreibungen.
Hin zu: international offenen Bewerbungsverfahren.
Deutschland kann und muss die besten Köpfe der Welt anziehen. Dazu bedarf es internationaler Berufungskomitees mit mehrheitlich externer Besetzung. | Transparente und zügige Berufungsverfahren
Zur Sicherung eines echten Wettbewerbs um die besten Köpfe fordern wir, Berufungsverfahren transparenter und nachvollziehbarer zu gestalten sowie die Kandidaten zeitnah über die Entwicklung des Verfahrens zu informieren [...] Zur Beschleunigung von Berufungsverfahren ist den Hochschulen volle Autonomie für die Berufung von Professoren zu geben.
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Hier scheint ja im Wesentlichen Einigkeit zu bestehen. Welches das geeignetste Verfahren wird unter anderem hier diskutiert. |
Karrierechancen für den Nachwuchs
Weg von: befristeten Verträgen ohne Perspektive.
Hin zu: Planungssicherheit gegen Leistung. Nachwuchswissenschaftler brauchen eine Lebensperspektive. Vorbild ist das US-amerikanische „tenure track“-Modell: Jeder junge Assistenz-Professor erhält nach fünf Jahren bei positiver Bewertung durch ein internationales Gremium eine feste Stelle. Die weitere Karriere an der Hochschule ist an individuelle Forschungs- und Lehrqualität gekoppelt. | Einrichtung von „tenure track“ : In Anlehnung an das „tenure track“-Verfahren an amerikanischen Universitäten fordern wir daher, Wissenschaftlern, die ihre Stelle durch ein reguläres Berufungsverfahren im offenen Wettbewerb erhalten haben, und die am Ende ihrer befristeten Tätigkeit durch eine internationale Kommission erfolgreich begutachtet werden, eine unbefristete Weiterbeschäftigung zu ermöglichen.
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Auch bei der wohl größten Schwäche der Juniorprofessur gibt es keine Zwietracht, und ich habe auch nichts zu mäkeln. |
Leistungsgerechter Wettbewerb
Weg von: Geldvergabe nach Gießkannenprinzip.
Hin zu: Förderung von Spitzenforschung. Forschungsgelder müssen nach Leistung verteilt werden. Die jeweiligen Forschungsprojekte werden von unabhängigen Gremien nach international akzeptierten Kriterien alle drei Jahre evaluiert. Hochschulmittel gehen nicht wie bislang an einzelne Lehrstuhlinhaber, sondern an „Departments“, d.h. Fachbereiche und Hochschulinstitute [...] Konkurrierende Departments können sich durch die Anwerbung von Spitzenforschern zusätzlich stärken. Dadurch entstehen automatisch Exzellenzzentren.
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Dieser Punkt ist einer derjenigen, der bei Pro Science noch recht unausgegoren zu sein scheinen. Allerdings klingt es natürlich sehr verlockend, dass allein durch die gute alte Konkurrenz "automatisch Exzellenzzentren" entstehen... |
Mehr Forschung
Weg von: Frontalunterricht und Bürokratie.
Hin zu: zeitgemäßer Lehre, gemeinsamer Forschung.
Professoren sollten grundsätzlich mehr Zeit haben zu forschen. Dafür müssen sie von Verwaltungsaufgaben entlastet werden und die Gelegenheit bekommen, sich in der Lehre auf ihr Spezialgebiet zu konzentrieren. Kleine Seminare und Forschungsgruppen sollten Massenvorlesungen ersetzen. Wenige große Seminare sollten didaktisch besser gestaltet werden.
| Flexiblere Beschäftigungsstrukturen: Professoren in Deutschland tragen gleichzeitig die Verantwortung für Forschung, Lehre und die Verwaltung der Hochschule. Im angloamerikanischen Raum werden diese Aufgaben flexibler verteilt. Dies ermöglicht den effektiveren Einsatz von Wissenschaftlern entsprechend ihren Fähigkeiten auf den Gebieten Forschung, Lehre und Wissenschaftsmanagement [...] Dabei ist die starre Obergrenze für die Befristung von Arbeitsverträgen sowie die Unkündbarkeit von längerfristig Beschäftigten aufzuheben. |
Hier werden recht unterschiedliche Dinge angesprochen: Die flexiblere Verteilung von Aufgaben (die ich persönlich hier aber nur bedingt erlebe -- der größte Unterschied scheint die geringere Belastung des Personals mit der akademischen Selbstverwaltung zu sein) und längerfristige Beschäftigungsverhältnisse unterhalb der Professur finde ich sehr hilfreich. Auf was die Forderung von Pro Science hinauslaufen soll, ist eher nebulös. Noch nebulöser ist hingegen, warum diejenigen, die Lehre anbieten, didaktisch bessere Lehre in einem offenen Brief an die Politik fordern. |
Internationalität
Weg von: Ausgrenzung durch deutsche Hochschulsprache.
Hin zu: Wissenschaftssprache Englisch. Professoren muss es an deutschen Hochschulen freigestellt sein, in Englisch zu unterrichten. In jedem Fach sollte es (mit sinnvollen Ausnahmen, z.B. Literatur-/Sprachwissenschaften) einen durchgängig englischen Lehrplan geben. Deutschland profitiert vom Input der weltweit besten Studenten, die zudem ihr Leben lang Deutschland verbunden bleiben. |
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Diese Forderung halte ich für übertrieben. Ich bin wahrlich kein Bewahrer des Deutschtums und mehr englische Lehrveranstaltungen hätten mir sicher nicht geschadet, aber alle Lehrpläne grundsätzlich auf Englisch umzustellen? Soll man ein einem Luhmann- oder Hegel-Seminar dann die englischen Übersetzungen lesen? Oder die Originale lesen, sie dann aber auf Englisch diskutieren? |
Studiengebühren
Weg von: Gratis-Studium ohne Leistungspflicht.
Hin zu: Qualität, die teurer ist, aber eingefordert werden kann. Moderate Studiengebühren, die den Hochschulen zugute kommen, fördern exzellente Forschung und Lehre. Stipendien für finanziell schwache Studenten sind selbstverständlich. Wer zahlt, schafft an: Studenten gestalten die Universität mit und bewerben sich bewusst an der Hochschule, die ihren Idealen am besten entspricht. Im Gegenzug können Universitäten ihre Studenten aussuchen und werden finanziell flexibler.
| Finanzielle Ausstattung ...zügige Umsetzung des finanziellen Ziels der Lissabon-Agenda, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf 3% des Bruttosozialprodukts zu erhöhen. Mit großer Sorge sehen wir die Bestrebungen einzelner Bundesländer, Hochschulen die zusätzlichen Einnahmen aus Studiengebühren durch gleichzeitige Kürzungen der Landeszuweisung wieder zu entziehen.
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Dass eine vom Handelsblatt initiierte Gruppierung für Studiengebühren argumentiert, kann kaum überraschen. Ich finde es etwas frivol, dass Menschen, die vom gebührenfreien (und anscheinend nicht ganz schlechten) Studium profitiert haben, nun Studiengebühren fordern...Aber das ist zugegebenermaßen eher ein Argument der gefühlten Gerechtigkeit.
Interessant ist, dass auch die German Scholars offensichtlich schon fest mit der Einführung von Gebühren rechnen. |
| Einheitliche Anerkennung akademischer Leistungen Die föderale Struktur des Hochschulwesens in Deutschland erschwert wissenschaftliche Karrieren über Landesgrenzen hinweg. Wir fordern alle Verantwortlichen dazu auf, die gegenseitige Anerkennung akademischer Leistungen bundesweit sicherzustellen. Das gegenwärtige Nebeneinander von Habilitation und Juniorprofessur ist zugunsten einer attraktiven Juniorprofessur aufzugeben. Die rechtliche Stellung
der Leiter von Nachwuchsgruppen, die durch ein offenes Auswahlverfahren entstanden sind, wie z. B. Emmy Noether-Gruppen der DFG und unabhängige Nachwuchsgruppen der MPG, ist denen der Juniorprofessoren anzugleichen. |
Insgesamt finde ich die GSA-Forderungen deutlich ausgewogener und ausgereifter; außer der Angelegenheit mit den Studiengebühren würde ich die Forderungen voll unterstützen. Abgesehen davon kann man natürlich fragen, warum bei der weitgehenden Einigkeit in den Forderungen
Pro Science noch eine eigene Initiative starten musste. Wenn man böswillig wäre, könnten einem ja Dinge wie "PR" oder "Werbung" in den Sinn kommen...
Amelie und der
TransatlanTicker schreiben übrigens auch zum Thema.
Fall Break
Puh, heute hat mein
Fall Break begonnen. Und ich bin ziemlich froh. Die letzten beiden Wochen waren ziemlich anstrengend -- das übliche Lesen, dazu ein krankheisbedingter Durchhänger, eine Präsentation, zusätzliches Lesen durch Terminverschiebung, ein
Research Proposal, die
Visual Group ...
Ich habe zwar alles termingerecht hinbekommen und die Dinge auch aus meiner Sicht gut gemacht, aber es war definitiv anstrengend. Und die Anstrengung an sich ist das eine, das andere ist dazu noch, dass ich nicht dazu gekommen bin, ausführlicher über meine eigenen Pläne und Projekte nachzudenken. Nachdem der geplante NYC-Trip auf nächste Woche verschoben ist, will ich die freien Tage bis Mittwoch dazu nutzen, eigenen Kram zu lesen, nachzudenken, und möglichst auch schon einige Ideen zu verschriftlichen.
Lebenszeichen
Mit großem Entzücken habe ich gerade entdeckt, dass
Die Zeit die
Lebenszeichen-Kolumne
online gestellt hat. Endlich kann ich auch in den USA meine Lieblingskolumne des großartigen Harald Martenstein lesen! Danke, liebe
Zeit.